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Anfänge

In einer Urkunde des Klosters Drübeck aus dem Jahre 1187 wird berichtet, dass Graf Albert von Wernigerode für das Drübecker Kloster eineinhalb Hufen Land von Heinrio von Waterlieren gekauft hat.

 

Im Original:

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Diese Textstelle gilt heute als erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Wasserleben.

 

Wer sich die Urkunde im Original anschauen möchte findet sie im Landesarchiv Sachsen-Anhalt1).                                                            

zur Urkunde Kloster Drübeck

zur Transkription

 

In der Vergangenheit wurde die Ersterwähnung häufig mit einer Urkunde des Klosters Gernrode aus dem Jahre 964 oder mit einer Urkunde des Klosters Ilsenburg aus dem Jahre 1018 in Verbindung gebracht. Allerdings handelt es sich bei beiden Urkunden um mittelalterliche Fälschungen2).

zur Urkunde Kloster Gernrode 

zur Urkunde Kloster Ilsenburg

 

Überhaupt sollte eine Ersterwähnung für die Altersermittlung einer Siedlung nicht allzu wichtig genommen werden, denn in der Regel sind die entsprechenden Orte schon sehr viel früher bewohnt gewesen. Dies gilt auch für Wasserleben3).

 

Der Ortsname des Dorfes deutet auf eine Siedlungsgeschichte von etwa 1.800 Jahren hin. Er lautete ursprünglich Waterler, Wasserler oder eben, wie in der erwähnten Drübecker Urkunde, Waterlieren. Ortsnamen mit den Endungen -lar, -ler oder -lieren stammen wahrscheinlich aus der Zeit vor der Völkerwanderung, die um 300 n.Chr. einsetzte. Und mit ihnen sind sowohl damals schon bestehende Siedlungen als auch Neugründungen benannt worden4).

zu den Ortsnamen

 

Noch weiter in die Vergangenheit weisen die Ergebnisse von archäologischen Ausgrabungen in der näheren und weiteren Umgebung von Wasserleben.

 

So fand man in den 1970er Jahren im nördlichen Harzvorland Gräber aus der Jungsteinzeit (in Mitteleuropa etwa ab 5500 v.Chr.) und der Bronzezeit (in Mitteleuropa etwa ab 2200 v.Chr.)5).                                                              

zu ersten Ausgrabungen

 

Als dann Anfang der 2000er Jahre im Zuge des Baus der B 6n umfangreiche Grabungen durchgeführt wurden, traten Funde zutage, die einen Zeitraum von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter abdecken und eine nahezu lückenlose Siedlungsgeschichte dieser Region seit rund 7.000 Jahren erkennen lassen6).

zu weiteren Ausgrabungen

 

Auch der Brotstein, der Menhir am Ortsausgang nach Veckenstedt, dürfte ein Zeuge für diese lange Siedlungsgeschichte sein.

         zum Brotstein

 

Fazit: zufällig wurde Wasserleben 1187 in einer Urkunde erwähnt, die, ebenfalls zufällig, heute noch vorhanden ist. Damals bestand der Ort allerdings zumindest schon mehr als achthundert Jahre, war möglicherweise aber bereits einige tausend Jahre alt.

 

Dieser Beitrag ist in leicht veränderter Fassung erschienen in: Krasberg, H.-G. "Wie alt ist Wasserleben?" in Neue Wernigeröder Zeitung, 24. Jahrgang, 2013, Nr. 11, S. 20


Literatur und Quellen

1) Landesarchiv Sachsen-Anhalt, MD, H 9-12, 4 Fach 1, Nr. 9, Ersterwähnung von Wasserleben 1187

2) Kleinen, Michael: Bischof und Reform, Burchard II. von Halberstadt (1059-1088) und die Klosterreformen, Husum, 2004, S. 33 f

3) Krasberg, Hans-G.: Wie alt ist Wasserleben? in: Neue Wernigeröder Zeitung, 24. Jahrgang, 2013, Nr. 11, S. 20

4) Seedorf, Hans Heinrich u. Hans-Heinrich Meyer (Hrsg.): Landeskunde Niedersachsen, Natur und Kulturgeschichte eines Bundeslandes, Bd. II: Niedersachsen als Wirtschafts- und Kulturraum. o.O., 1996, zitiert nach: http://www.kirchner-raddestorf.de/heimat/regional/ndswohn.htm#_Toc28601829 (Zugriff am 10.10.2017)

5) Nehrkorn, Heinrich: Wasserleben, Vergangenheit und Gegenwart, unveröffentlicht, Wasserleben, 1988, S. 4

6) Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Sachsen-Anhalt: Kulturen im Harzvorland, o.J., http://www2.archlsa.de/grabungen/b6n/index.htm (Zugriff am 16. 01.2013)